Bereits 2004 zogen Claus Vogt und Roland Leuschel im "Greenspan-Dossier" ein vorausschauendes Fazit, das bis heute Gültigkeit hat:

"[...] Niemand vermag vorherzusehen, wann das gegenwärtige Währungssystem auseinander brechen und eine Neuordnung notwendig machen wird. Vielleicht liegt dieser Zeitpunkt sehr viel weiter in der Zukunft, als wir zurzeit vermuten.

Der Beginn der Krise wird wahrscheinlich durch einen heftigen Kursverfall der Weltreservewährung US-Dollar oder einen scharfen Anstieg des Gold- Preises eingeläutet, vielleicht auch durch einen deutlichen Anstieg der Kapitalmarktzinsen. Jedes dieser Ereignisse würde den Vertrauensverlust in die bestehende Währungsordnung signalisieren.

Da die asiatischen Länder die mit Abstand größten Dollar-Bestände halten, wird die Krise vermutlich dort ihren Anfang nehmen. Die Sonne geht bekanntlich im Osten auf, und dort könnte auch die Panik beginnen und einige Stunden später zunächst auf Europa, dann auf Amerika überschwappen. Daraus erwächst ein naturgegebener Nachteil für die erst später erwachenden Europäer. Sie werden es schwer haben, dem von uns für diesen speziellen Fall empfohlenen pragmatischen Rat für Krisenzeiten folgen zu können. Dieser wurde in den USA aus der Erfahrung mit abstürzenden Märkten geboren und gilt als typisch amerikanische Börsenphilosophie. Wir sprechen ihn aus, obwohl Euphorie und Panik normalerweise keine erfolgreichen Handlungsmaximen sind.

„If you panic, panic first." 

Immer wieder haben wir uns natürlich die Frage gestellt, ob unsere Außenseiter-Sichtweise tatsächlich korrekt sein kann. In zahlreichen Diskussionen sind wir stets zu dem gleichen Ergebnis gekommen: Der eingeschlagene wirtschaftspolitische Weg führt in die Irre, und die ökonomischen Ungleichgewichte sind mittlerweile beängstigend groß. Vielleicht unterschätzen wir die Macht staatlicher Interventionspolitik ebenso wir den Fatalismus der Bevölkerung. Falls das so sein sollte, ändert es aber prinzipiell weder unsere Analyse noch unsere Schlussfolgerungen. Lediglich der Zeitrahmen für unsere Erwartungen würde sich nach hinten verschieben.

Für Sie als Leser ist es wichtig zu wissen, dass sowohl Claus Vogt als Auch Roland Leuschel keiner politischen Partei verpflichtet sind, sondern sich als klassisch-liberale, freiheitsliebende Demokraten verstehen, die sich schon damals um den Erhalt des demokratisch-kapitalistisch-freiheitlichen Systems sorgten.

Ja, die kritische Auseinandersetzung mit den Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre hatte die beiden sogar erst zusammengeführt. Denn nach ausgiebigen Gesprächen reifte die Entscheidung, gemeinsam dieses wichtige Buch zu schreiben, das als Beitrag zum Erhalt dieses Systems gedacht war und ist."

(Das Greenspan-Dossier, 3., erweiterte Auflage 2006; S.376f.)

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