Roland Leuschel
Roland Leuschel ist ehemaliger Chefstratege und Direktor der belgischen Banque Bruxelles Lambert, Gründungspartner und Mitinhaber der Vermögensverwaltung Capital at Work S.A. - bis zu deren Veräußerung an die Luxemburger Versicherungsgesellschaft Foyer S.A. Group im September 2009.
In den 60er Jahren war Roland Leuschel Finanzanalyst bei EIRB, der ersten von den Rothschilds gegründeten Research-Gesellschaft, die europäische Aktien auf breiter Basis untersuchte.
Roland Leuschel studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Karlsruhe und Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin. Seinen Ruf als "Crash-Prophet" begründete er 1987 und 1989, als er die weltweiten Kursstürze an den Börsen sehr präzise vorhersagte.
Heute ist er Autor zahlreicher Kolumnen zu Finanzthemen (u.a. für das Wall Street Journal und Börse Online) und gern gesehener Interviewpartner, der mit seinen Einschätzungen häufig einen erfrischenden Kontrast zu den Analysen der Großbanken bietet.
Aktuelles von Roland Leuschel:
„Wollt ihr die totale Papiergeldflut?“
Liebe Leser,
das Thema „Manipulation des Goldpreises“ liegt mir, Roland Leuschel, sehr am Herzen. Wie Sie
wissen, diskutieren Claus Vogt und ich schon seit längerem und oft sehr hitzig über die Frage, ob Zentralbanken hinter der offensichtlichen Manipulation des Goldpreises stecken.Obwohl es keine Beweise dafür gibt, bin ich im Unterschied zu meinem in dieser Frage agnostischen Freund Claus Vogt fest davon überzeugt. Die Vermutung, dass Zentralbanken hinter den Kulissen auch den Goldpreis manipulieren, liegt nahe, da Gold der natürliche Konkurrent ungedeckter Gelder ist.
Da deren Werthaltigkeit ausschließlich auf Vertrauen beruht, muss aus Sicht der Verfechter dieses Währungssystems alles dafür getan werden, das Vertrauen zu erhalten. Nur so kann der Fortbestand des weltweiten Papiergeldsystems sichergestellt werden, in dem wir beide übrigens den größten Bluff und Betrug aller Zeiten sehen. Ein stark steigender Goldpreis würde dieses Vertrauen ebenso erschüttern wie dessen offene Manipulation. Deshalb muss an dieser Stelle im Verborgenen agiert werden.
Zentralbanken sind inzwischen die eigentlichen Machtzentren der Welt
Tatsache ist, dass die Zentralbanken in den vergangenen Jahren zu den eigentlichen Machtzentren der Welt ausgebaut wurden. Ob dieser Umbau von langer Hand geplant war oder
das zufällige Ergebnis einer außer Kontrolle geratenen Entwicklung ist, weiß ich nicht zu sagen.Im Ergebnis haben sich auf diese Weise und ohne demokratische Legitimation die Draghis, Yellens und Kurodas zu den eigentlichen Machthabern aufgeschwungen, während Regierungen, Kanzler und Präsidenten nur noch die zweite Geige spielen. Die extrem mächtig gewordenen Zentralbankbürokraten, deren Tun und Lassen sich fast jeder Kontrolle entzieht, haben also ein sehr starkes persönliches Interesse daran, ihre Machtposition zu erhalten, die sie ausschließlich dem gegenwärtigen Papiergeldsystem verdanken.
In meiner langjährigen Tätigkeit als Generalsekretär des von den Rothschilds in Brüssel gegründeten ersten europäischen Analysebüros sowie als Direktor der Banque Brussels Lambert habe ich zahlreiche Zentralbanker persönlich kennengelernt und mich mit mehreren Zentralbankpräsidenten sogar regelmäßig zum Meinungsaustausch getroffen.
Bei diesen Treffen kamen alle möglichen Themen rund um die Finanzmärkte und die Wirtschaft zur Sprache. Kontroverse Diskussionen waren keine Seltenheit, und manchmal erstaunte mich sogar die Offenheit meiner Gesprächspartner.
Nur wenn ich das Thema Gold auf die Agenda setzen wollte, änderte sich das Gesprächsklima schlagartig. „Fragen Sie mich besser nicht danach“, gab man mir unausgesprochen, aber unmissverständlich zu verstehen. Dabei hatte ich immer das Gefühl, es sei meinem jeweiligen Gegenüber irgendwie unangenehm, mir an dieser Stelle eine Abfuhr erteilen zu müssen. Dennoch biss ich immer auf Granit.
Gold war stets ein Instrument und Ziel der Macht
Nachvollziehen konnte ich diese Haltung allerdings nicht. Schließlich sollten Zentralbankbürokraten einen klaren Standpunkt in Bezug auf die Bedeutung ihrer Goldreserven
vertreten, schon weil die Zentralbanken die mit Abstand größten Goldbesitzer sind. Das sind sie natürlich nicht ohne Grund und sicherlich auch nicht, weil es sich bei Gold um ein Relikt aus barbarischen Zeiten handelt, wie die meisten Keynesianer zu glauben scheinen.Wäre Letzteres der Fall, dann hätten die Zentralbanken die ihnen anvertrauten Goldschätze, die ja eigentlich dem Volk gehören, längst verkauft und die Erlöse den maroden Staatshaushalten zugeführt. Zentralbanken wurden zu den größten Goldbesitzern, weil Geldpolitiker schon immer wussten, dass es letztlich nicht nur darum geht, wer über die stärkste Armee verfügt, sondern auch darum, wer das Gold besitzt, und das seit rund 5.000 Jahren.
Sie wissen oder befürchten es zumindest, dass sich das seit 1971 bestehende weltweite Papiergeldsystem nur als eine vorübergehende Episode erweisen wird, und es am Ende des Tages erneut von entscheidender machtpolitischer Bedeutung sein wird, wer das Gold besitzt.
Deshalb haben die US-Amerikaner, die mit rund 8.000 Tonnen vor Deutschland mit 3.400 Tonnen den größten Goldschatz der Welt besitzen, kein Gramm davon verkauft. Obwohl sie und der von ihnen geprägte und vielleicht sogar beherrschte Internationale Währungsfonds andere Nationen immer wieder zu Goldverkäufen gedrängt haben.
Von Großbritannien über Belgien, den Libanon und Venezuela bis hin zur Schweiz wurde diesem Drängen vor allem in den 1990er Jahren und ironischerweise zu Tiefstpreisen nachgegeben. Im Unterschied dazu haben Länder wie Russland und China ihren Goldschatz vergrößert.
„Gesundes Geld“ gehörte einst zu den Kernforderungen der US-Republikaner
Ich war viele Jahre mit dem inzwischen verstorbenen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Jack Kemp befreundet. Mit ihm habe ich den Bestseller „Die amerikanische Idee“ veröffentlicht und ihn als Berater auf einer Wahlkampftour durch die USA begleitet. Es war übrigens Kemps Verdienst, die US-Einkommensteuer von 70% auf 30% zu reduzieren (Kemp-Roth- Bill).
In dieser Zeit und durch die Freundschaft mit ihm habe ich tiefe Einblicke in die Strukturen der Partei und das Denken führender Parteimitglieder erhalten.
Dort gab und gibt es immer noch einen starken Flügel von Verfechtern des Goldstandards. Gesundes, das heißt nicht beliebig vermehrbares Geld („sound money“) gehörte einst sogar zu den Kernforderungen der US-Republikaner.
Auch wenn diese Forderung in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geraten ist, so gibt es in den Reihen der Republikaner auch heute noch ein großes Misstrauen gegenüber der Zentralbank und deren Machenschaften. Der Grundgedanke, dass Zentralbanken am einfachsten und wirkungsvollsten durch eine Bindung des Geldsystems an Gold gezügelt werden können und müssen, ist auch heute noch vorhanden.
Trump will die USA zu neuer Größe führen
Der neugewählte US-Präsident Donald Trump scheint dieser Denkrichtung nahezustehen. Jedenfalls hat er sich bereits mehrmals sehr positiv über den Goldstandard als Währungssystem geäußert. Und mit Judy Shelton hat er sogar eine Frau in den Kreis seiner Wirtschaftsberater aufgenommen, die sich ausdrücklich für die Rückkehr zum Goldstandard stark macht.
Trumps ausdrücklicher Wille ist es, die USA wieder groß und stark zu machen. Als eher einfacher Mann, dessen wirtschaftliches Denken nicht durch neokeynesianischen Humbug verwirrt wurde, muss er wissen, dass zu diesem Vorhaben auch die Rückkehr zu einem gesunden Geldsystem gehört.
Und als egomanischer Machtmensch dürfte er wenig Gefallen daran finden, als US-Präsident nur noch die zweite Geige hinter der Fed und international hinter China zu spielen, das in den vergangenen Jahren in großem Umfang Gold akkumuliert hat. Vielleicht ist Trump ja der Mann, der dieses heiße Eisen endlich anpackt.
Mangelhafte Transparenz sorgt zu Recht für großes Misstrauen
Der Goldschatz der USA lagert in Fort Knox. Alle in den vergangenen Jahren unternommenen Versuche, eine Inventur der Goldbestände durchzusetzen, wurden von der Fed erfolgreich abgewehrt.
Warum gibt es diesen Widerstand gegen eine unabhängige Überprüfung der Goldbestände, die doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte? Schließlich gehört das Gold ja nicht der Notenbank, sondern dem „Volk“!
Hier drängt sich geradezu der Gedanke auf, dass es etwas zu verbergen gibt. Ein Großteil dieses Goldes wurde in Form der sogenannten Goldleihe über Jahre hinweg an Großbanken verliehen.
Die Details dieser Geschäfte zwischen Zentralbank und Großbanken sind nicht öffentlich bekannt. Bestehen bei den Großbanken vielleicht noch große offene Positionen aus diesen Geschäften, die nicht bekannt werden dürfen, um das ohnehin vorhandene Unbehagen an den Machenschaften der Großbanken nicht noch größer werden zu lassen?
Schließlich sind Banken in einem Teildeckungssystem immer von der Pleite aufgrund eines Vertrauensverlusts bedroht, da sie ja viel mehr Geld verleihen dürfen, als sie zur Verfügung haben. Und das Zentralbanksystem dient ja in erster Linie den Interessen und dem Schutz der Großbanken.
Großbanken wurden bereits der Preismanipulation überführt
Der Vorwurf, die Preise von Gold und Silber würden von Großbanken manipuliert, wurde lange Zeit als Hirngespinst konfuser Verschwörungstheoretiker abgetan. Dieses angebliche Hirngespinst hat sich inzwischen aber als bewiesene Tatsache herausgestellt, und zahlreiche Großbanken, darunter die Deutsche Bank, UBS, HSBC etc. wurden für diese Manipulationen zu Strafen verurteilt.
Die sehr geringe Höhe dieser Strafen deutet darauf hin, dass diese Manipulationen von den Aufsichtsbehörden, zu denen ja auch die Zentralbanken gehören, als Kavaliersdelikte eingestuft werden. Wahrscheinlich sind diese bewiesenen Manipulationen nur die Spitze des Eisbergs.
Dass ausgerechnet die Zentralbanken, die das mit Abstand größte Interesse daran haben, das Papiergeldsystem zu erhalten und Gold zu diskreditieren, bei den offensichtlichen Manipulationen des Goldpreises ihre Finger nicht im Spiel haben, halte ich für extrem unwahrscheinlich.
Roland Leuschel,
Chefredakteur, KRISENSICHER INVESTIEREN
P.S.: Der von mir am meisten verehrte deutsche Philosoph und geniale Dichter Goethe hat es bereits vor über 200 Jahren meisterlich in seinem Faust ausgedrückt: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!“
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